Ersatz für Plastikprodukte im Wald
Einzelschutz aus Holz und Bio-Kunststoff – taugt das was?

Sogenannte Wuchshilfen, also Hüllen oder Gitter, werden auch in unserer Region immer häufiger als Schutz vor Wildverbiss oder Verunkrautung verwendet. Wenn sich ein Zaun nicht lohnt oder Verbiss gefährdete Baumarten wie die Weißtanne unter den Altbestand gepflanzt werden, ist der Einzelschutz ein teures, aber praktisches Mittel seine Pflanzung zu sichern. Bisher gab es fast ausschließlich Produkte aus Plastik. Seit letztem Jahr gibt es aber ökologische Alternativen – auch aus dem Ostallgäu.

Keine finanzielle Förderung für Plastikprodukte mehr

Die bisherige staatliche Förderung der Plastikprodukte wie Wuchshüllen oder -gitter wird in Bayern schrittweise eingestellt und ab 2023 gar nicht mehr möglich sein. Ausgelöst von der Entwicklung eines Holzgitters der Forstbetriebsgemeinschaft Kaufbeuren wollte die Bergwaldoffensive (BWO) die momentan auf dem Markt verfügbaren biologischen Produkte testen. Mehrere über den Landkreis verteilte Versuchsflächen sollen über die kommenden Jahre zeigen, ob sie für die Praxis eine echte Alternative zu den herkömmlichen Kunststoffprodukten darstellen. „Vor allem die Haltbarkeit bei unseren hohen Niederschlägen und die Stabilität gegen Schnee werden interessant“, meint Matthias Beck von der BWO.

Diese Produkte wurden getestet

Dafür hat die BWO in verschiedenen Höhenlagen und Neigungen von Eurishofen über den Schwangauer Bannwald bis auf den Kienberg bei Pfronten Weißtannen gepflanzt. Diese wurden dann abwechselnd mit dem Holzgitter „TK 1200“ der FBG Kaufbeuren, dem „WaldWunder“ oder einem kompostierbaren Kunststoffgitter namens „Biowit“ geschützt.
Für den Bergwald wurden sogar extra höhere Versionen mit 1,80 Meter gebaut, da die herkömmlichen 1,20 Meter bei den dortigen Schneelagen und Rotwildvorkommen bei weitem nicht reichen, weiß Revierleiter Sebastian Baumeister aus Pfronten erfahrungsgemäß. Finanziell gesehen sind die getesteten Produkte mit etwa 6 € pro Stück zwar deutlich teurer, dafür müssen diese aber nicht mehr abgebaut werden und können im Wald auf natürliche Weise verrotten. Das spart Zeit und damit auch Geld.

Erste Zwischenbilanz

„Der Aufbau ist etwa gleich schnell wie bei herkömmlichen Produkten. Die Holzgitter sind jedoch deutlich schwerer und auch sperrig im Transport, was vor allem im steilen Gelände ein großer Nachteil ist“, so die erste Einschätzung von Matthias Beck. Im Frühjahr kam ein neues, wesentlich leichteres Produkt aus Fichtenfurnier auf den Markt, welches die BWO dann ebenfalls im Herbst ausprobieren will. Ideal ist das für Revierleiter Baumeister allerdings nicht: „Wenn die Wildbestände nicht so hoch wären, könnten sich die vorhandenen Waldbäume ohne aufwendigen Schutz natürlich verjüngen. Das ist auch für die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer am Günstigsten.“