Feldtag in Germaringen
Technische Innovationen für weniger Pflanzenschutzmittel im Mais
Die Produktpalette der Pflanzenschutzmittel wird immer kleiner, die Herausforderungen bei der Unkrautregulierung wachsen. „Je früher man sich mit neuer und innovativer Technik auseinandersetzt, desto besser ist man auf sich ändernde Rahmenbedingungen vorbereitet“, sagt Daniel Dörfler, Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren über die Bedeutung von sensorgesteuerter Unkrautregulierung im Mais.
Die Reduktion chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel ist ein zentrales, politisch und gesamtgesellschaftlich gefordertes Ziel. Vor diesem Hintergrund luden die Maschinenringe Landsberg und Ostallgäu sowie das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren zum Feldtag nach Germaringen, wo sich zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte über neueste Entwicklungen und praktische Lösungen informierten.
Flexibilität und Präzision: sensorgesteuerte Hackgeräte im Praxistest
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen zwei sensorgesteuerte Hackgeräte, die eine präzise mechanische Unkrautbekämpfung ermöglichen. Mit modernster Kamera- und Sensorsteuerung erkennen die Systeme die Maispflanzen und führen die Hackwerkzeuge exakt zwischen den Reihen. So können die Unkräuter mechanisch beseitigt werden, ohne dass die Maispflanzen beschädigt werden – und das mit einer Genauigkeit im Zentimeterbereich.
Landwirt Simon Schmid aus Baisweil stellte die Flexcare V6200 von Pöttinger zur Verfügung und präsentierte sie gemeinsam mit Jan Farrenkopf, Produktspezialist bei Pöttinger, dem interessierten Publikum.
Variofield 630 H: DicksonKerner und Lohnunternehmen Betz präsentieren innovative Hacktechnik
Die Variofield 630 H von DicksonKerner wurde vom Lohnunternehmen Betz aus Gennach vorgestellt. Erklärungen zum Hackgerät lieferten Andreas Hoffmann, Vertriebsmitarbeiter bei Kerner Maschinenbau und DicksonKerner sowie Johannes Preising, Verkaufsförderer Hacktechnik bei DicksonKerner.
Erfolgsfaktoren für die mechanische Unkrautregulierung
Nach der gelungenen Vorstellung der beiden Hackgeräte herrscht unter den anwesenden Experten Einigkeit, dass eine erfolgreiche mechanische Unkrautregulierung mehr erfordert als moderne Maschinen.
So ist laut Johannes Preising die Einstellungsgenauigkeit ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Einsatz. „Die Hacktechnik erfordert im Vergleich zur Spritze sicher mehr Aufwand für das Einstellen – aber die Ergebnisse sprechen für sich.“ In Kombination mit der Fingerhacke, die zwischen den Reihen arbeitet und Unkräuter gezielt verschüttet, wird die Wirkung nochmals erhöht.
„Ein sauberer, flacher Schnitt zwischen den Reihen und das Ablegen des Unkrauts auf der Bodenoberfläche ist entscheidend – das verhindert das Nachwachsen und fördert die Unkrautunterdrückung“, betont Preising.
Farrenkopf unterstreicht diese Aussagen: „Nur auf einem gut vorbereiteten Boden lassen sich mit modernen Hacktechniken optimale Ergebnisse erzielen“. Die richtige Einstellung und regelmäßige Kontrolle der Technik sind mindestens genauso wichtig. „Es ist entscheidend, regelmäßig vom Schlepper abzusteigen und zu kontrollieren, ob die Technik ihre schneidende und verschüttende Wirkung auf das Unkraut entfaltet und gegebenenfalls nachzujustieren. Die neueste Technik funktioniert nur so gut, wie sie eingestellt ist. Wer sich die Zeit nimmt, die Maschinen sorgfältig anzupassen, kann mit deutlich höheren Bekämpfungserfolgen rechnen“, betont Dörfler, Pflanzenbauberater am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren.
Weiter berichtet Preising, dass der Erfolg der mechanischen Unkrautregulierung maßgeblich vom Entwicklungsstadium der Unkräuter abhängt. Mit Hacktechnik wird vor allem im frühen Entwicklungsstadium eine zuverlässige Bekämpfung der Unkräuter gewährleistet. Ab einer gewissen Größe der Unkräuter nimmt der Bekämpfungserfolg rapide ab. „Günstige Boden- und Wetterbedingungen sollte man unbedingt nutzen, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen. Lieber einmal mehr rechtzeitig fahren, als zu lange warten und dann vor größeren Herausforderungen stehen“ appellierte Preising.
Smarter spritzen, niedrigere Kosten: Pflanzenschutzmittel- und Wasserersparnis dank Spot-Spraying Technologie
Die Spot-Spraying Technologie erweitert das Spektrum moderner Unkrautregulierung um eine innovative Lösung: Während die Hacktechnik mit mechanischer Präzision Unkräuter verschüttet und abreißt, setzt die Spot-Spraying-Technologie auf künstliche Intelligenz und gezielte Applikation von Pflanzenschutzmitteln. Die Kombination aus KI-basierter Bilderkennung und punktgenauer Ausbringung macht sie zu einer der innovativsten Lösungen für nachhaltigen Pflanzenschutz und unterstreicht das Potenzial digitaler Technologien in der modernen Landwirtschaft.
Am Feldtag in Germaringen konnte eine Spot-Spraying-Spritze im Einsatz erlebt werden. Landtechnik Eder stellte dafür eine ARA Feldspritze von Ecorobotix zur Verfügung. Diese steht für einen innovativen Ansatz im Pflanzenschutz: „Wir ermöglichen ein deutlich intelligenteres Spritzen – mit geringeren Kosten, höheren Erträgen und gesünderen Pflanzen“, sagt Klaus Mayer, Experte für Spot-Spraying-Technologien. Der besondere Vorteil der ARA Feldspritze liegt in ihrer Fähigkeit, Unkraut und Kulturpflanzen präzise zu unterscheiden. So werden Herbizide gezielt mit 104 einzeln ansteuerbaren Düsen nur auf das Unkraut ausgebracht, während Fungizide und Insektizide ausschließlich auf die Kulturpflanze gelangen. Dank hochauflösender Kameras und künstlicher Intelligenz erkennt die Maschine Unkräuter und Kulturpflanzen in Echtzeit. Zum Schutz empfindlicher Kulturen kann eine individuelle Sicherheitszone rund um die Kulturpflanze eingestellt werden. „Durch die gezielte Applikation sparen wir bis zu 95 Prozent Pflanzenschutzmittel ein“, betont Mayer.
„Unser Hauptanwendungsgebiet liegt im Gemüsebau – zum Beispiel bei Zwiebeln, Zuckerrüben, Salat und Möhren“, erläutert der Experte. „Der Nutzen der gezielten Applikation ist hier besonders groß, weil viele Gemüsekulturen empfindlich auf Pflanzenschutzmittel reagieren“. Die punktgenaue Ausbringung ermöglicht einen effizienten und nachhaltigen Pflanzenschutz, der die Pflanzen schont und gleichzeitig Kosten spart. Im Mais hingegen lassen sich mit klassischen, kostengünstigen Methoden bereits sehr effiziente Ergebnisse erzielen – oft reicht eine einzige flächige Behandlung, um das Feld sauber zu halten. Für innovative Technologien wie die ARA Feldspritze ist es daher besonders herausfordernd, im Mais wirtschaftlich zu bestehen.
Ein Aspekt, der berücksichtigt werden sollte: Da die ARA Feldspritze ausschließlich gezielt auf die Pflanzen spritzt und keine flächige Bodenbehandlung erfolgt, fehlt die klassische Bodenwirkung der Herbizide. Das bedeutet, dass für ein vergleichbares Ergebnis oft mehrere Überfahrten nötig sind, was die Kosten wiederum erhöhen kann.
In grünlandbetonten Regionen wie dem Ostallgäu kann die ARA Feldspritze auch zur gezielten Bekämpfung von Ampfer oder Disteln eingesetzt werden. „Gerade bei diesen Problemunkräutern lohnt sich der Einsatz, um den hohen Aufwand für den Pflanzenschutz abzusenken“, so Mayer. Die Erkennung von Kreuzkraut befindet sich aktuell noch in der Beta-Phase und wird schrittweise in das System integriert.
Mit der Vorstellung der drei innovativen Geräte auf dem Feldtag wurde deutlich, dass es heute sowohl für den ökologischen als auch für den konventionellen Landbau eine breite Auswahl an technischen Lösungen gibt. Wer sich frühzeitig mit neuen Technologien auseinandersetzt, kann den wachsenden Herausforderungen im Pflanzenschutz gezielt begegnen und bleibt auch in Zukunft wettbewerbsfähig.