Wissen, was im Futter drin steckt
Auswertung der Futterproben im Milcherzeugerring Allgäu

Das Futter von diesem Jahr ist eingefahren. Jetzt heißt es, das gewonnene Grundfutter optimal in der Ration einzusetzen. Hierfür ist eine repräsentative Probenahme und die anschließende Analyse in einem Futterlabor unabdingbar.

Im LKV-Futterlabor Grub wurden bisher 325 Grassilagenproben des Milcherzeugerring (MER) Allgäu untersucht. Für die Auswertung wurden alle Ergebnisse der Proben des Erntejahres 2020 herangezogen, die bis zum 5. November 2020 untersucht waren.

Grassilagen

Beim 1. Schnitt (192 untersuchte Proben) konnte im MER Allgäu dieses Jahr ein durchschnittlicher TS-Gehalt von 37% erzielt werden, dieser liegt noch im guten Bereich, wobei das obere Viertel mit 44,1% deutlich zu hoch ist. Der Rohproteingehalt liegt wie schon im letzten Jahr mit durchschnittlich 15,1% unter dem Orientierungswert von 16 – 17%. Dabei hat das untere Viertel einen mittleren Rohproteingehalt von 12,8% und das obere Viertel einen Gehalt von 17,4%. Das sind 2,3% Unterschied nach unten bzw. oben. Diese 2,3% Unterschied können bis zu einem kg Eiweißfutter pro Kuh und Tag ausmachen (Annahme sehr grasbetonte Ration), das mehr bzw. weniger gefüttert werden muss.
Der Energiegehalt liegt wie im letzten Jahr mit 6,25 MJ NEL/kg TS unter dem Orientierungswert von ≥6,4 MJ NEL/kg TS, dabei gib es wiederum große Unterschiede zwischen dem unteren Viertel mit 5,79 MJ NEL/kg TS und dem oberen Viertel mit durchschnittlich 6,74 MJ Nel/kg TS. Gleichzeitig liegt der ADF-Gehalt mit 274 g/kg bereits über dem Orientierungswert von 260 g/kg TS. Der ADF-Gehalt gibt Hinweise zum Schnittzeitpunkt, denn dieser enthält neben der Cellulose auch die unverdauliche Gerüstsubstanz Lignin. Höhere ADF-Werte deuten auf eine zunehmende Alterung des Aufwuchses und somit abnehmende Verdaulichkeit des Futters hin. Ein weiterer Parameter der Hinweise zur Verdaulichkeit liefert, ist der Gasbildungswert. Dieser erreicht beim ersten Schnitt mit 49 ml/200mg TM den Orientierungswert von mindestens 49 ml/200mg TM.
Der durchschnittliche Restzuckergehalt liegt auch dieses Jahr mit 95 g/kg TS deutlich über dem Richtwert von 30 – 60 g/kg TS. Die Spanne zwischen dem oberen und unteren Viertel ist groß. Erklären kann man die höheren Zuckergehalte wie im letzten Jahr durch die kühlen Nächte im Mai, wodurch die Pflanzen den angereicherten Zucker nicht verstoffwechseln und in Gerüstsubstanz umwandeln konnten. In der Gesamtration ist darauf zu achten, dass ein Zuckergehalt von 75 g/kg TS nicht überschritten wird, da dies zur Pansenübersäuerung führen kann. Des Weiteren neigen Grassilagen mit einem hohen Zuckergehalt schneller zur Nacherwärmung. Deshalb ist auf einen hohen Vorschub und eine saubere Entnahme besonders zu achten.
Bei den Folgeschnitten lagen die TS-Gehalte im hohen Bereich oder sogar über dem oberen Orientierungswert von 400 g/kg TS. Zum einen lässt das auf gute und trockene Erntebedingungen schließen, die sich auch in den Rohaschegehalten widerspiegeln. Diese liegen beim 1. und 2. Schnitt im sehr guten Bereich und beim 3. und 4. Schnitt nur geringfügig über dem Zielwert von <100 g/kg TS. Andererseits wurde durch das sehr sonnige Wetter das Anwelken häufig beschleunigt, wodurch tendenziell zu trocken eingefahren wurde. Bei zu hohen TS-Gehalten lässt sich das Futter schlechter verdichten, dadurch ist das Risiko für Schimmelbildung und Nacherwärmung erhöht.

Der durchschnittliche Energiegehalt von 6,16 MJ NEL/kg TS liegt beim 2. Schnitt über dem Zielwert von ≥6,1 MJ NEL/kg TS. Die anderen Folgeschnitte liegen mit 5,97 MJ NEL/kg TS (3. Schnitt) und 5,99 MJ NEL/kg TS (4. Schnitt) etwas darunter. Die durchschnittlichen ADF-Gehalte liegt bei allen Folgeschnitten über dem Orientierungswert von < 270 g/kg TS, wodurch die Verdaulichkeit des Futters vermindert ist. Der Rohproteingehalte mit 16,7% beim 3. Schnitt und 18,7% beim 4. Schnitt sind erfreulich. Beim 2. Schnitt konnte hingegen nur 15,3% durchschnittlich erzielt werden. Der Zuckergehalt vom 2. Schnitt liegt mit 94 g/kg TS auf dem Niveau vom 1. Schnitt. Beim 3. und 4. Schnitt liegt dieser im Orientierungsbereich von 30 – 60 g/kg TS bzw. geringfügig darüber.

Werte der ausgewerteten Grassilagen
Stand 05.11.2020Grassilage 1. SchnittGrassilage 2. SchnittGrassilage 3. SchnittGrassilage ab 4. SchnittOrientierungswerte
TS-Gehalt, g/kg TS370402383414300 - 400
unteres Viertel293317279336 
oberes Viertel441500583521 
 192 Proben73 Proben36 Proben24 Proben 
Energie NEL, MJ/kg TS
6,256,165,975,99≥ 6,4
unteres Viertel5,765,715,445,64≥ 6,1 (Folgeschnitte)
oberes Viertel6,746,546,426,36 
Energie ME, MJ/kg TS
10,4210,3010,0210,06≥ 10,6
unteres Viertel9,749,669,259,55≥ 10,2 (Folgeschnitte)
oberes Viertel11,0910,8310,6610,60 
Rohprotein, g/kg TS
151153167187160 - 170
unteres Viertel128129137169 
oberes Viertel174180193209 
ADF, g/kg TS
274278287289< 260
unteres Viertel236248262271< 270 (Folgeschnitte)
oberes Viertel318312315308 
Rohasche, g/kg TS
8491104105< 100
unteres Viertel68738088 
oberes Viertel100109138130 
Rohfett, g/kg TS
35353740
unteres Viertel30293234 
oberes Viertel41414346 
GB, ml/200mg TM
49484443≥ 49
unteres Viertel44433838≥ 45 (Folgeschnitte)
oberes Viertel53525047 
Zucker, g/kg TS
95946449 30 - 60
unteres Viertel44552821 
oberes Viertel15414311383 

Wiesenheu

Beim Wiesenheu wurden in diesem Jahr bisher 31 Proben untersucht, deshalb ist die Aussagekraft der Durchschnittswerte geringer. Tendenzen sind aber trotzdem erkennbar, weshalb hierauf nur kurz eingegangen wird. Der Energiegehalt beim 1. Heuschnitt liegt mit 5,23 MJ NEL unter dem Orientierungswert von ≥5,7 MJ NEL. Gleichzeitig liegt der mittlere ADF-Gehalt mit 343 g/kg TS über dem Orientierungswert (<320 g/kg TS). Auch der Rohproteingehalt mit 90 g/kg TS liegt sehr niedrig. Die Alterung und Verholzung der Gräser war aufgrund der trockenen und sonnigen Witterung häufig bereits fortgeschritten.

Heu wird zumeist als Strukturkomponente eingesetzt, deshalb ist in erster Linie die positive Wirkung auf die Verdauung und Gesundheit hervorzuheben, unabhängig von den Nährstoffgehalten. Eine gute Qualität ist aber dennoch anzustreben.
Bei den Folgeschnitten liegen die Rohproteingehalte mit 130 g/kg TS (2. Schnitt) und 136 g/kg TS (3. Schnitt) etwas unter dem Orientierungswert von 140 g/kg TS. Auch die Energiegehalte liegen unter dem Orientierungswert von ≥6,0 MJ NEL. Der durchschnittliche Zuckergehalt bewegt sich bei allen Heuschnitten im normalen Bereich.

Werte der gezogenen Heuproben
Stand 05.11.2020Heu 1. SchnittHeu 2. SchnittHeu 3. SchnittOrientierungswerte
TS-Gehalt, g/kg TS864858852>840
unteres Viertel816825814 
oberes Viertel896879884 
 8 Proben11 Proben12 Proben 
Energie NEL, MJ/kg TS5,235,905,79≥ 5,7
unteres Viertel4,805,445,42≥ 6,0 (Folgeschnitte)
oberes Viertel5,716,206,05 
Energie ME, MJ/kg TS8,979,909,75≥ 9,6
unteres Viertel8,369,279,22≥ 10,1 (Folgeschnitte)
oberes Viertel9,6610,2910,09 
Rohprotein, g/kg TS90130136> 120 > 140 (Folgeschnitte)
unteres Viertel79103119 
oberes Viertel101162157 
ADF, g/kg TS343293300< 320
unteres Viertel312266275< 270 (Folgeschnitte)
oberes Viertel379328227 
Rohasche, g/kg TS699697< 80
unteres Viertel617484 
oberes Viertel81119112 
Rohfett, g/kg TS152529
unteres Viertel102021 
oberes Viertel202928 
GB, ml/200mg TM464947≥ 48
unteres Viertel424544 
oberes Viertel505250 
Zucker, g/kg TS145130122 80 - 150
unteres Viertel1168983 
oberes Viertel172170159 

Maissilagen

Bei den Maissilagen wurden bis zum 05.11.2020 insgesamt 27 Proben analysiert. Der durchschnittliche TS-Gehalt mit 33,8% liegt im optimalen Bereich, damit ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Silierung gegeben. Beim mittleren Energiegehalt konnte exakt der Zielwert von mindestens 6,60 MJ NEL erreicht werden. Beim Stärkegehalt, der den größten Anteil der Energielieferung beim Mais ausmacht, konnte mit 318 g/kg TS ein guter Wert erzielt werden (Orientierungswert >300 g/kg TS).

Die Verdaulichkeit der Maissilage wird anhand der Enzymlöslichen Organischen Substanz (ELOS) gemessen. Diese liegt mit 662 g/kg TS nur knapp unter dem angestrebten Orientierungswert von mindestens 670 g/kg TS. Der Rohproteingehalt liegt mit 79 g/kg TS in einem gewohnten Bereich. Insgesamt sind die mittleren Nährstoffgehalte bei der Maissilage 2020 durchschnittlich.

Werte der ausgewerteten Maissilage
Stand 05.11.2020MaissilageOrientierungswerte
   
TS-Gehalt, g/kg TS338300 - 380
unteres Viertel298 
oberes Viertel381 
 27 Proben 
Energie NEL, MJ/kg TS6,60≥ 6,6
unteres Viertel6,36 
oberes Viertel6,83 
Energie ME, MJ/kg TS10,92≥ 11,0
unteres Viertel10,59 
oberes Viertel11,24 
Rohprotein, g/kg TS6970 - 80
unteres Viertel62 
oberes Viertel78 
NDF, g/kg TS402< 420
unteres Viertel370 
oberes Viertel439 
Rohasche, g/kg TS31< 40
unteres Viertel27 
oberes Viertel36 
Rohfett, g/kg TS31
unteres Viertel26 
oberes Viertel37 
ELOS, g/kg TS662> 670
unteres Viertel620 
oberes Viertel698 
Stärke, g/kg TS318 > 300
unteres Viertel270 
oberes Viertel363 

Konsequenzen für die Rationsgestaltung

Besonders auffallend sind auch in diesem Jahr die hohen Zuckergehalte beim 1. und 2. Schnitt Grassilage, wobei es große Unterschiede zwischen den Einzelproben (siehe auch oberes und unteres Viertel) gibt. Bei hohen Zuckergehalten in der Grassilage muss man besonders auf den Gehalt an pansenabbaubaren Kohlenhydraten in der Gesamtration von maximal 25% achten. Ein gewisser Austausch von Getreide gegen Körnermais oder Trockenschnitzel beim Kraftfutter kann durchaus sinnvoll sein.

Auch besteht die Möglichkeit, zwei Schnitte miteinander zu kombinieren, falls es der Vorschub im Silo zulässt. Ein zuckerreicher erster Schnitt kann sich zum Beispiel mit einem eiweißreichen 3. oder 4. Schnitt ganz gut ergänzen. Bei den Maissilagen 2020 konnte ein durchschnittlicher Energiegehalte erzielt werden. Auch die anderen Analysenwerte liegen im normalen Bereich. Aber es gibt auch wie bei den Grassilagen größere Unterschiede zwischen den einzelnen Proben (vergl. unteres und oberes Viertel bei den Tabellen).

Für eine bedarfsgerechte und zielgerichtete Rationsberechnung sollte jeder Betrieb sein eigenes Futter untersuchen lassen, da die eigenen Werte stark von den Durchschnittswerten abweichen können. Etwaige Überschüsse, aber auch eine Unterversorgung kann so vermieden werden. Für ein aussagekräftige Analyse ist eine repräsentative Probenahme unentbehrlich. Deshalb sollte man dabei besondere Sorgfalt walten lassen, denn die Analyse ist nur so gut wie die gezogene Probe.