Verbraucherdialog am Gymnasium
Miteinander statt übereinander reden

Landwirtschaftsschüler referiert über seinen Beruf

Unter diesem Motto standen im März 2020 15 Studierende des dritten Semesters der Landwirtschaftsschule Kaufbeuren in zwei Gruppen der 10a und 10e des Jakob-Brucker-Gymnasiums in Kaufbeuren Rede und Antwort. Ziel war es, den Schülern einen Überblick über die Arbeit der jungen Landwirte auf ihren Betrieben zu vermitteln und den Dialog untereinander zu fördern.

Wie viel Milch gibt eine Kuh am Tag, wie oft wird das Grünland geschnitten? Das vorhandene Wissen der Zehntklässler stellten sie zunächst in einem kurzen, unterhaltsamen Quiz auf die Probe. Mithilfe von Impulsvorträgen zu Themen wie moderner Melktechnik, Düngung, Ökolandbau, Urlaub auf dem Bauernhof oder Direktvermarktung bekamen die Schüler anschließend einen kurzen, aber gezielten Überblick über die Arbeit der Landwirte in ihrer Region. Dabei sprachen die Landwirtschaftsschüler auch die zunehmenden Herausforderungen hinsichtlich der Globalisierung und Verordnungen an.

Landschaft braucht Landwirtschaft

Die Studierenden der landwirtschaftlichen Abschlussklasse machten außerdem deutlich, dass ihnen die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer Kühe am Herzen liegen, denn gehe es der Kuh gut, gehe es schließlich auch dem Bauern gut. Sie sind der Meinung, Landschaft braucht Landwirtschaft. Dabei ist ihnen aber auch die Biodiversität wichtig. In einem Wettbewerb des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten haben sie sich für die Artenvielfalt eingesetzt, einen Bienenfreiständer gebaut und damit einen zweiten Platz belegt. Darüber hinaus zeigten sie innerhalb einer Facebook-Gruppe eindrucksvoll mit Bildern , dass sie auf ihren Betrieben nicht erst seit dem Volksbegehren etwas für die Biodiversität tun.

Biodiversitätsprojekt - Studierende bauen einen Bienenfreiständer

Fragerunde an die Junglandwirte

Die Schüler hatten sich bereits im Vorfeld Gedanken gemacht, was Sie von den Studierenden wissen wollten und stellten ihre Frage. Allgemeine, aber auch sehr persönliche Fragen waren erlaubt und wurden von den Studierenden offen und ehrlich beantwortet. Das wollten die Zehntklässler wissen:
"Warum wolltet ihr Landwirt werden?"
Die Antwort: Damit sind wir aufgewachsen. Es ist für jeden von uns eine große Ehre, den Betrieb, der seit Generationen in der Familie bewirtschaftet wird, zu übernehmen.
"Wie kann der Verbraucher Ökobetriebe und bäuerliche Familienbetriebe unterstützen?"
Auf den Punkt gebracht: Global denken und lokal handeln. Sie sollten die Direktvermarktungsangebote wie Milchautomaten, die Metzgereien und Bäckereien vor der Haustür nutzen. Wichtig sei es, zu schauen, woher die Lebensmittel stammen. Da könne man sich auch mal selbst ganz ehrlich befragen: Muss ich wirklich zu jeder Jahreszeit jedes frische Lebensmittel bekommen? Oder achte ich besser auf saisonale Zutaten?
"Wie sieht es in der Landwirtschaft mit dem Urlaub aus?"
Auf ihren Betrieben sind mit der jungen Generation und den Eltern momentan ausreichend Arbeitskräfte vorhanden, so dass eine Generation auch mal weg fahren kann. Bei den Eltern sei dies jedoch die letzten 15 Jahre nicht so gewesen, da der Nachwuchs noch nicht selbständig den Betrieb bewirtschaften konnte. Außerdem müsse immer auch bedacht werden, dass einen Landwirt der Urlaub gleich mal doppelt koste - wegen der Aushilfe, die bezahlt und angelernt werden muss und den Betrieb in der Urlaubszeit weiterführt. Kühe müssen schließlich 365 Tage im Jahr zwei Mal täglich gemolken und gefüttert werden.
"Habt ihr eine Freundin?"
"Wir sind nicht bei 'Bauer sucht Frau'", meinen die Junglandwirte etwas entrüstet. Von den 15 Studierenden seien zwei bereits verheiratet, elf hätten eine feste Freundin.

Fazit

Der Besuch am Jakob-Brucker-Gymnasium ist ein gutes Beispiel, dass Verbraucher und Landwirte miteinander anstatt übereinander reden sollten. Das Resümee der beteiligten Studierenden der Landwirtschaftsschule und der Gymnasiasten ist positiv und bietet Potenzial für eine Wiederholung des Austausches im nächsten Jahr.

Projekt der Landwirtschaftsschule, Abteilung Landwirtschaft
Studierende bauen einen Bienenfreiständer

Die Studierenden der Landwirtschaftsschule Kaufbeuren haben im Sommer 2019 einen Freiständer für drei Bienenvölker vor dem Grünen Zentrum errichtet. Damit tragen sie dazu bei, die Artenvielfalt zu erhalten. Mehr